Sommerreise 2016 nach Bella Italia
Nun kam der Abreisetag endlich näher, das Briefing der Piloten und Passagiere im Birrfeld war für den 13. Juli 2016 angesagt! Nach zeitaufwändigen Vorbereitungen vermittelten die Organisatoren Vince Fischer und Hans Goldinger am Briefing für unsere bevorstehende Sommerreise weitere wertvolle Informationen in Ergänzung zu den detaillierten Unterlagen. Dankbar wurden auch spontane Tipps von Guido Benz, einem erfahrenen Italien-Flieger, entgegengenommen.
Malta als ursprüngliches, südlichstes Reiseziel wurde nun definitiv fallen gelassen. Das unsägliche Hin und Her noch bis zum Tag des Briefings mit Zusagen, plötzlich höheren Handlingfees, Absage durch andere Stellen, erneute Zusage inklusive Entschuldigungen mit Top-Konditionen, gefolgt von erneut erhöhten Fees durch eine offenbar übergangene Stelle zeigte uns den Stellenwert unserer Art von Fliegerei in Malta. Never mind, nun werden wir uns auf Bella Italia konzentrieren.
Nachdem für den Abreisetag am Donnerstag, 21. Juli 2016 wieder mal recht unbeständiges Wetter insbesondere über den Alpen angesagt war, zogen es drei Crews vor, bereits am Mittwochnachmittag bei besten Bedingungen nach Locarno zu fliegen. Sie durften dann die Gastfreundschaft von Guido und Irmy Benz in ihrem Haus geniessen. Schliesslich schafften es aber alle Teilnehmer, entweder mit einem Zwischenstopp in Locarno oder direkt den Flugplatz Brescia LIPO anzufliegen, um den Einreisezoll zu machen. Das freundliche und teilweise sogar Deutsch sprechende Personal machte gewissenhaft mit jedem «Comandante» die Zollabfertigung und liess anschliessend auch die Passagiere die obligate Sicherheitskontrolle passieren. Wir freuten uns auf die letzte Etappe nach Lucca LIQL, um im Hotel «Country Club» den Pool und endlich ein kühles Bier im Schatten geniessen zu können.
Scalea LICK hiess das Ziel am nächsten Tag, mit 630 Km Luftlinie die längste Etappe auf dieser Reise, vorbei an Rom, Neapel und den beiden schönen Inseln Ischia und Capri mit Dutzenden von grossen Yachten vor Anker. Für unsere Veteranen-Flugzeuge bedeutete das ein oder zwei Tankstopps in Terni LIAA oder Sabaudia LT03, Brigitte und ich in der klimatisierten Diamond DA42 mit Robi Pfrunder am Steuer konnten einen komfortablen Direktflug von 2 Std. + 46 Min. geniessen. Der «Aeroporto di Scalea» liegt direkt an der Küste mit herrlichen Sandstränden und weist eine 1975 Meter lange und 30 Meter breite Piste auf. In den wohl vor einigen Monaten fertiggestellten Terminalgebäuden mit Tower und geplantem Restaurant fehlen noch die Innenausbauten. Eine kleine Kaffeebar ist in Betrieb, das wenige Personal empfing uns äusserst freundlich, die Betankung und Abfertigung war äusserst speditiv. Der Flugfunk lief über Lautsprecher, damit der Tankwart oder der Flugplatzchef sofort zum improvisierten Funkhäuschen rennen konnte, und dies bei 35 Grad!
Nach und nach flogen erstmals alle zwölf teilnehmenden Flugzeuge mit insgesamt 26 Reiseteilnehmern ein. Die Flugplatzangestellten freuten sich offensichtlich über die illustre Ansammlung auf dem Tarmac: je zwei Jodel DR-1050 und Jodel D-11, je eine Aeronca Champion 7AC, Piper Tri-Pacer, Diamond DA42 Twin Star und SIAI Marchetti S.205 sowie je eine Cessna 150, 172 und 175. Der für diesen Platz in Zukunft geplante Regional- und Charterverkehr mit grösseren Passagiermaschinen wird wohl noch etwas auf sich warten lassen. Vor dem Terminal wartete ein Bus auf uns, endlich ging es los in die Kleinstadt Scalea. Schnell wurde klar, dass eine innere und äussere Erfrischung noch Geduld brauchen würde, lag doch unser Ziel noch eine Fahrstunde entlang der pittoresken Küste nördlich in Maratea, im gleichnamigen Hotel hoch oberhalb der Küste. Ungeduldige und durstige Stimmen wunderten sich immer mehr, wohin uns dieser «böse Bus» bringen würde. Nach dem Einchecken wurde die Poolbar teilweise mitsamt Gepäck gestürmt. Trotz gravierender Nachschubprobleme der Bar liess sich ein herrlicher Sunset mit Blick auf die Küstenlandschaft und die auf einem nahen Felsvorsprung platzierte 21 Meter hohe und mit weissem Carrara-Marmor bedeckte Christusstatue geniessen.
Am Samstag teilte sich die Gruppe für drei Tage auf. Die meisten Teilnehmer favorisierten einen Aufenthalt in Reggio di Calabria, mit Stadtbummeln oder einem Schiffsausflug hinüber nach Messina. Das Handling und die Betankung in Reggio LICR wurde zur grossen, administrativen Geduldsprobe, obwohl der einzige Tankwart mit zu tankenden Jets, Wasserbombern und Kleinflugzeugen aus der Schweiz sich «ein Bein ausriss». Wir und drei weitere Crews zogen einen Abstecher nach Sizilien vor. Renato, der Besitzer des privaten Platzes mit einer 640 Meter langen Graspiste in Avola-Gallina im Südwesten von Sizilien, empfing uns äusserst freundlich und hilfsbereit. Schnell war eine Unterkunft organisiert, zum Tarif unter Freunden stellte er uns seinen Kleinwagen für drei Tage zur Verfügung und versorgte uns mit Restauranttipps. Nur zu schnell verging die Zeit mit einem Ausflug nach Noto und hinauf zur Cava Grande oder mit Dolcefarniente am schönen Sandstrand mit klarem Wasser.
Ein nächster Treffpunkt war Corte LINB im «Stiefelabsatz». Die meisten Teilnehmer wählten die Route entlang der Küste. Die Diamond-Crew genoss einen Abstecher über die Liparischen Inseln zum Vulkan Stromboli und nach dessen Umrundung den Weiterflug mit einem Tankstopp in Scalea nach Corte. Beim gemeinsamen Nachtessen - offeriert von unserem Verein, ganz herzlichen Dank - aller teilnehmenden AAA-Mitglieder an der reich gedeckten Tafel im Hotelgarten wurde uns etwas wehmütig bewusst, dass nun bereits der Kompass Richtung Heimat eingestellt werden musste. Vor dem Weiterflug am kommenden Morgen kamen wieder mal der gut bestückte Werkzeugkoffer und die handwerklichen Talente von Guido Benz zum Einsatz, galt es doch, beim Jodel von Ivan Exnar ein Bremsproblem am Hauptfahrwerk zu lösen, mit tatkräftiger Mithilfe des Piloten und unseres Präsidenten und Jodel-Piloten Thomas Bitterlin. Nach einem Tankstopp in Foggia LIBF hiess unser nächstes Ziel Fano LIDF. Eine gute Gelegenheit, nochmals einen flugfreien Tag am Strand oder bei einem Bummel durch die Altstadt zu geniessen.
Am Donnerstag zog es einige Crews Richtung Norden nach Bologna, Trento, Bozen oder Venedig. Auf dem sehr gepflegten Flugplatz Guglielmo Zamboni in Ozzano LIKO bei Bologna wurden sie von Signor Zamboni persönlich begrüsst. Andere Reiseteilnehmer legten zuerst eine Mittagsrast in Serristori LIQQ am Swimmingpool des Platzes ein. Drei Crews entschieden sich für einen anschliessenden Nightstop auf dem nahen Privatplatz «il Borro» von Ruedi Krebser, der seinerzeit ein gediegenes Landhaus mit Pool in Gehdistanz zur 950 Meter langen Graspiste baute und das Grüppchen zusammen mit Vesna sehr herzlich empfing und bewirtete. AAA-Mitglieder sind jederzeit willkommen auf Voranmeldung (toscana.aaa@gmail.com oder +39 (0)55 977 484). Es ist unbedingt nötig, sich auch über den Zustand der Graspiste genau zu erkundigen. Verona-Boscomantico LIPN hiess für das erwähnte Grüppchen der letzte Etappenort vor dem Heimflug, um in einer Enoteca im nahen Fumane verschiedene, hervorragende Amarone zu degustieren. Alle Crews durften wohlbehalten und mit wunderbaren Eindrücken aus Bella Italia heimkehren, die meisten am 30. Juli 2016. Ein grosses Dankeschön an die beiden Organisatoren und alle Teilnehmer, die in irgendeiner Form zum sehr guten Gelingen dieser tollen Sommerreise beitrugen!
Zum Schluss noch einige Zahlen aus zwei verschiedenen Flugbüchern: Hans und Traudl Goldinger waren mit ihrer Aeronca Champion insgesamt 25 Std. + 46 Min. in der Luft, flogen 3215 km weit und verbrauchten 566 Liter AVGAS und 2 Liter Oel. Robi Pfrunder war mit uns in seiner Diamond DA42 total 16 Std. + 75 Min. unterwegs bei einer Flugdistanz von rund 3800 km. Oel mussten wir nie nachfüllen…!
(Bericht und Bilder von Walti Kündig, ausgenommen Bilder 1/4/9/10/18-20/38/41/42/82/83/88/115 von Traudel Goldinger und 78 von Sonja Wettstein, herzlichen Dank euch beiden)